Foto: Wallpaper des Resonanzen Literaturfestivals
Schwarze deutschsprachige Belletristik hat eine lange, beachtliche Tradition, die in vielen Strömungen lebendig wurde. Vom ersten Roman des Schwarzen deutschen Autors Dualla Misipo zum Ende der Weimarer Republik bis hin zu aktuellen Titeln Schwarzer Autor*innen, die eine immer größere Wirkung erzielen. Heute fragen wir: Wann erweitert sich die Liste von Schwarzen Schriftsteller*innen, die es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises schaffen? Wann erscheint der erste Roman eines Schwarzen auf Deutsch schreibenden männlichen Schriftstellers in einem großen Publikumsverlag? Wie kann es mehr gut vernetzte, etablierte deutschsprachige Literaturkritiker*innen geben, die die Traditionen, Einflüsse und Bezüge von Autor*innen der afrikanischen Diaspora erkennen und zu deuten wissen?
Mit „Resonanzen – Schwarzes Literaturfestival“ einer Kooperation zwischen den Ruhrfestspielen und der Schriftstellerin und politischen Aktivistin Sharon Dodua Otoo, wird ein Um-, Neu- und Weiterdenken von Perspektiven und Erfahrungen innerhalb der deutschsprachigen Literaturszene angestrebt. Entstanden ist ein Festival im Festival.
Im Rahmen des dreitägigen Literaturfestivals tragen sechs Nachwuchs-Schriftsteller*innen bisher unveröffentlichte Texte vor, die eigens für diese Veranstaltung rund um das Impulswort „Erbe“ geschrieben wurden. Erst am Eröffnungsabend wird öffentlich bekanntgegeben, wer die sechs Schriftsteller*innen sind – weder die vierköpfige Jury, noch die anderen Schriftsteller*innen wissen, wer lesen wird. Im Anschluss an jede Lesung gibt es eine Jurydiskussion. Damit wird es den teilnehmenden Schriftsteller*innen und Literaturkritiker*innen gleich auf mehreren Ebenen gelingen, Schwarze Ästhetiken in der deutschsprachigen Literatur ins Zentrum zu rücken: Zu präsentieren, analysieren, würdigen und feiern.
Darüber hinaus bieten Festival und Rahmenprogramm Möglichkeiten der Begegnung und Vernetzung. Ideen für literarische Texte und Lesarten können hier ausgetauscht werden. Ziel des Festivals ist es, zu einer wertschätzenden Auseinandersetzung mit Schwarzer deutschsprachiger Belletristik beizutragen, die über Schwarze Communities hinausführt.
Joe Otim Dramiga ist promovierter Neurogenetiker und bloggt auf „Die Sankoré-Schriften“ über Wissenschaft. Er ist Mitautor der Lyrikanthologie „Arriving in the Future - Stories from Home and Exile“ und arbeitete als Projektberater und Übersetzer für das Fotobuch „Daima - Images of Women of Colour in Germany“. Für das Buch „Visionäre Afrikas - Der Kontinent in ungewöhnlichen Porträts“ schrieb Joe Otim Dramiga eine Kurzbiografie über Anton Wilhelm Amo Afer. Er lebt in Berlin.
Bahati Glaß studierte an der Universität Leipzig Deutsch als Fremdsprache sowie Arabistik. Sie wuchs in einer sächsischen Kleinstadt auf, begeisterte sich bereits im Kindesalter für Sprache und schrieb Gedichte und Geschichten. Bahati Glaß arbeitet als Deutschlehrerin in der Erwachsenenbildung und verfasst Lyrik, Prosa und Songs. Sie veröffentlichte bislang Texte in diversen Magazinen und Anthologien, unter anderem im Gedichtband „Haymatlos“. Sie lebt in Berlin.
Melanelle B. C. Hémêfa ist Promovendin, Poetress, Autorin, Speakerin, Moderatorin, Blacktivist und Referentin. Ihr Studium der Romanistik und Historik schloss sie 2021 an der Universität Mannheim ab. Melanelle B. C. Hémêfa befasst sich aus einer aktivistischen, intersektionalen und emotionalen Perspektive mit Themen rund um Anti-Schwarzen Rassismus, Schwarzen Feminismus, Postkolonialismus, Kolonialismus, Intersektionalität und Empowerment. Sie lebt in Berlin.
Winni Atiedo Modesto ist Schriftstellerin und Erzieherin. Nach ihrer Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin studierte sie Deutsche Philologie und Literaturwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Modesto ist freie Mitarbeiterin der Deutsche Welle-Reiseredaktion, in ihren literarischen Texten befasst sie sich mit Themen wie afrodiasporischer Identität, Zugehörigkeit und Othering, unter anderem veröffentlicht 2014 in der Anthologie „Afro Shop“. Sie lebt in Berlin.
Raphaëlle Red ist Autorin und Literaturwissenschaftlerin. Sie forscht an der Freien Universität in Berlin zu zeitgenössischer Literatur der afrikanischen Diaspora und schloss 2020 in Paris die beiden Masterstudiengänge Kreatives Schreiben und Kulturmanagement ab. Ihre Erzähltätigkeit spannt sich transmedial durch Essay, New Media Formate und Video. In ihrem Debütroman „Adikou” befasst sich Raphaëlle mit den Komplexitäten afrodiasporischer Identität, Erbe und Geschichte(n). Ihre Texte auf Französisch, Englisch und Deutsch sind unter anderem in „Bella Triste“, „Jef Klak“, „L’Humanité“ und „galdem“ erschienen. Sie lebt in Berlin.
Dean Ruddock (*1992 in Paderborn) kam über Spoken Word zum Schreiben. Erinnerung, Fragen der postmigrantischen Gesellschaft und die Auseinandersetzung mit Dekolonialität sind wichtige Aspekte seiner Arbeit. 2021 trat er mit dem Kollektiv Tanzpoeten und dem Stück „Undine tanzt“ im Rahmen des Droste-Festivals im Center for Literature auf. Gemeinsam mit seiner Kollegin Cäcilie Willkommen gewann er außerdem mit dem Hörspiel „Vorschlag einer Struktur“ den Manuskriptwettbewerb des Leipziger Hörspielsommers. Dean Ruddock ist Teil der Initiative Postmigrantisches Radio und schließt aktuell das Studium Medienkunst an der Bauhaus-Universität ab. Er lebt in Weimar.
Jury: Elisa Diallo, Ibou Coulibaly Diop, Dominique Haensell, Aminata Cissé Schleicher. Moderation: Alexandra Antwi-Boasiako.
Foto: Eröffnungsrede von Tsitsi Dangarembga, Schriftstellerin und Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels. Fotografiert von China Hopson
Foto: Vorstellung der Autorin Raphaëlle Red. Fotografiert von China Hopson.
Foto: Mitglied der Resonanzen-Jury Ibou Coulibaly Diop. Fotografiert von China Hopson.
Foto: Grußwort von Pierrette Herzberger-Fofana, EU-Abgeordnete in der Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz. Fotografiert von China Hopson.
Foto: Vorstellung der Resonanzen-Jury durch die Moderatorin Alexandra Antwi-Boasiako. Von links nach rechts befinden sich Dominique Haensell, Aminata Cissé Schleicher, Elisa Diallo, Alexandra Antwi-Boasiako, Ibou Coulibaly Diop und Dominique Haensell. Fotografiert von China Hopson.
Die Idee hinter "Resonanzen" war es, die Traditionen, Einflüsse und Bezüge aufzuzeigen, die Autor*innen der afrikanischen Diaspora beim Schreiben auf Deutsch inspirieren. Im Rahmen des dreitägigen Festivals präsentierten sechs aufstrebende Schwarze Autor*innen eigens für die Veranstaltung geschriebene Texte, die durch das Wort "Erbe" angeregt worden waren.
Das Buch zum Festival erschien am November 2022 bei dem Verlag Spector Books und enthält neben den Kurzgeschichten der Autorínnen auch die Diskussionen der Jury, die Einführungs- und Abschlussreden sowie die Eröffnungsrede von Friedenspreisträger Tsitsi Dangarembga.
Mit Texten von: Joe Otim Dramiga, Raphaëlle Red, Bahati Glaß, Melanelle B. C. Hémêfa, Winni Atiedo Modesto, Dean Ruddock, Tsitsi Dangarembga, Pierrette Herzberger-Fofana, Nouria Asfaha, Ada Diagne. Editor: Sharon Dodua Otoo, Jeannette Oholi, Ruhrfestspiele Recklinghausen. Photographer: China Hopson
Team:
Konzeption und Kuration: Sharon Dodua Otoo
Jury: Aminata Cissé Schleicher, Elisa Diallo, Ibou Coulibaly Diop und Dominique Haensell
Moderation: Alexandra Antwi-Boasiako
Lektorat: Doreen Tringali
Pressearbeit: Patricia Eckermann
Fotoaufnahmen: China Hopson
Wissenschaftliche Begleitung: Jeannette Oholi
Außerdem: vielen Dank an Mirjam Nuenning für die Übersetzung der Eröffnungsrede und an Freddy Mo Wenner für die Unterstützung bei der Zusammenstellung der Autor*innen Biografien und Fotos.
Team Ruhrfestspiele: Roman Sroka (Technische Produktionsleitung), Jan Hein (Beratung), Christine Hoenmanns (Presse und Kommunikation), Anne Liebtrau (Produktion), Antje Sterner (Social Media und Kommunikation), Jesko Vorbeck (Produktion), Jonas Wüstefeld (Ausstattung)
Fotos: Titelbild © Belinda Kazeem-Kamiński, Alexandra Antwi-Boasiako © Kasper Fuglsang, Aminata Cissé Schleicher © Else Buschheuer, Dominique Haensell © Stefanie Kulisch, Elisa Diallo © Felix Reiter, Ibou Coulibaly Diop © Thabo Thindi, Nouria Asfaha © Potsdamer-Tom Fotografie, Tsitsi Dangarembga © Hannah Mentz, Pierrette Herzberger-Fofana © European Union 2022, Ada Diagne © Sophia Metzker, MALONDA © Demetrius Lakakis, Philipp Khabo Koepsell © privat, The String Archestra © privat, Patricia Eckermann © Smilla Dankert, China Hopson © Laura Schepers, Belinda Kazeem-Kamiński © Abiona Esther Ojo, Jeannette Oholi © privat, Doreen Tringali © privat, Sharon Dodua Otoo © Johanna Ghebray
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